Die vier bedeutenden Kobudo-Schulen Okinawas
Die traditionellen Waffen-Kampfkünste Okinawas haben sich über Jahrhunderte zu verschiedenen hochspezialisierten Schulen entwickelt. Vier bedeutende Schulen prägen heute maßgeblich das internationale Kobudo: Matayoshi Kobudo, Taira Shinken Ryukyu Kobu-Jutsu, Ufuchiku Den Kobudo und Yamani Ryu Kobudo. Jede dieser Schulen vermittelt fortgeschrittenen Praktizierenden spezifische technische und historische Perspektiven.
Matayoshi Kobudo: Vielfalt mit chinesischen Einflüssen
Das Matayoshi-System ist international bekannt und am weitesten verbreitet, mit über 2.000 Dojos weltweit. Gegründet von Matayoshi Shinko (1888–1947), wurde das System stark durch seine Reisen in China geprägt. Insbesondere in Fuzhou und der Mandschurei erwarb er Kenntnisse über diverse Waffentechniken wie Bogenschießen zu Pferd und Seilwerfen. Diese chinesischen Elemente, sichtbar in fließenden, kreisförmigen Bewegungen, grenzen das Matayoshi-System von anderen okinawanischen Traditionen ab.
Matayoshi Shinpo (1921–1997), Sohn des Gründers, systematisierte diese Techniken und gründete 1972 die Zen Okinawan Kobudo Renmei. Sein Ansatz der offenen, globalen Verbreitung förderte die internationale Bekanntheit. Allerdings führte sein Tod zu organisatorischen Herausforderungen und zur Aufteilung in mehrere Gruppierungen.
Taira Shinken Ryukyu Kobu-Jutsu: Bewahrung durch Systematik
Taira Shinken (1897–1970) wählte einen anderen Weg: Er sammelte und bewahrte systematisch Kobudo-Traditionen und entwickelte ein umfassendes Curriculum mit neun Hauptwaffen und über 40 traditionellen Kata. Eine seiner wesentlichen Innovationen war die Integration der Hüfttechnik (Gamanku) in Kobudo-Waza, die biomechanische Effizienz deutlich erhöhte.
Sein bedeutendster Schüler, Akamine Eisuke (1925–1999), setzte die Forschungsarbeit fort, wobei das System auf Qualität und intensive Betreuung kleiner Schülergruppen setzt. Dies unterscheidet Tairas Ansatz von der stärker global ausgerichteten Verbreitung Matayoshis.
Ufuchiku Den Kobudo: Seltene Tradition der Polizeikunst
Das Ufuchiku Den Kobudo, gegründet von Kanagusuku Sanda (1841–1921), entstand im Kontext der Strafverfolgung und königlichen Leibwache. Die Schule zeichnet sich durch ihre intensive Fokussierung auf das Sai-Jutsu aus und umfasst insgesamt 25 Waffen. Charakteristisch sind die praxisorientierten und schlicht gehaltenen Techniken.
Unter Shosei Kina (1882–1981) wurde das System vollständig bewahrt und spaltete sich nach seinem Tod in zwei Linien. Diese Schule pflegt eine restriktive Schülerauswahl und konservative Tradition, was zur Erhaltung der ursprünglichen technischen Reinheit beiträgt, aber gleichzeitig ihre Verbreitung einschränkt.
Yamani Ryu Kobudo: Aristokratische Bo-Kunst
Die Yamani Ryu Schule entstand innerhalb der aristokratischen Chinen-Familie, geprägt von Chinen Sanda (1842–1925). Diese Tradition konzentriert sich exklusiv auf den Rokushaku-Bo (sechs Fuß langer Stab). Die markante Technik der "springenden" Bo-Bewegungen und kreisförmigen Drehstöße unterscheidet diese Schule deutlich von anderen Kobudo-Traditionen.
Chogi Kishaba sorgte nach dem Tod von Masami Chinen für den Erhalt und die Verbreitung im Westen, indem er die Ryukyu Bujutsu Kenkyu Doyukai (RBKD) gründete.
Fazit
Die Vielfalt der Kobudo-Schulen Okinawas ermöglicht Praktizierenden eine breite Palette an technischen und philosophischen Zugängen zur traditionellen Waffen-Kampfkunst. Jede der vier Schulen bewahrt wertvolle Aspekte und authentische Überlieferungen des kulturellen Erbes Okinawas. Unser Jinbukan Kobudo als Fortschreibung des Matayoshi Systems bietet einen einen perfekten Einstieg für Interessierte in die Welt des originalen Kobudo Jutsu aus Okinawa.